Ein Klient aus dem Standort BEW Pankow Schivelbeiner Str. erzählt:
Ich werde seit 1996 im berliner STARThilfe e.V. betreut. Ich war erst 2 Jahre in der WG. Meine Eltern meinten, sie halten es nicht mehr aus.
Ich war schon 18 und hatte noch jüngere Geschwister. Ich war viel unterwegs mit dem Fahrrad und wollte mich nicht mehr wie ein Kind unterordnen. Es gab immer wieder Auseinandersetzungen deswegen. Ich hatte in der Werkstatt vom berliner STARThilfe e.V. gehört. Ich hatte mich dann vorgestellt und ein WG Zimmer bekommen. Dort lernte ich die Mitbewohner kennen und die Mitarbeiter. Nach 2 Jahren konnte ich schon in meine eigene Wohnung ziehen, in der ich noch immer wohne. So im Nachhinein fand ich es in der WG immer schön. Ja klar, das Aufräumen und die Ämtererledigung musste irgendwie sein. Toll fand ich auch die Ausflüge, die Radtouren und die Winterfahrten. Dann ging es immer kurz vor der Weihnachtszeit in die Jugendherbergen. Wir fuhren immer mit der Bahn. Einige Herbergen suchte ich im Nachhinein alleine auf. Es war gut, dass ich mir die Strecken gut merken konnte. Wenn alle anderen WG Bewohner am Wochenende weg waren, hatte ich die große WG für mich ganz alleine. Wie toll das war!!!
Das war auch eine Umstellung zu meiner eigenen Wohnung. Diese ist recht klein. Durch den Aufenthalt in der WG hatte ich immer Möglichkeiten, neue Kontakte zu knüpfen und meinen Hobbys nachzugehen. Ich war immer noch viel unterwegs. Mein Fahrrad und die „Funke“ waren meine ständigen Begleiter. Einige der Kontakte bestehen auch weiterhin.
Durch die Begleitung der Betreuer der WG hatte ich bei der Wohnungssuche recht schnellen Erfolg. Im beliebten Bezirk Friedrichshain gab es damals noch einige Möglichkeiten. Seit 1998 hat sich im Bezirk sehr viel getan. Mein Wunsch dort wegzuziehen, hat mit der Verdrängung und den vielen Touristen zu tun. Ich muss auch immer mehr Miete zahlen und in der Wohnung gibt es Dinge, welche nicht repariert werden. Die Wohnung liegt im 4. Stock und es wird schwerer mit der Schlepperei. Ich suche seit 4 Jahren eine Wohnung. Bisher hatte es wegen der Einkommensgrenze nicht geklappt. Dann kam Corona und nun hoffe ich endlich mal Erfolg zu haben.
„In Berlin eine bezahlbare Wohnung zu bekommen, ist wie ein Sechser im Lotto!“
Weil ich seit 20 Jahren in der WfbM arbeitete, konnte ich EU Rente beantragen und bin finanziell anders aufgestellt. Ich konnte auch noch Kindergeld beantragen. Dem wurde zugestimmt. Bei all den Anträgen halfen mir die Betreuer im BEW. Ich bin echt froh, dass die so viel wissen und uns dann unterstützen. Bei meiner Wohnungssuche geht es hoffentlich auch voran. Ich habe mich jetzt für Wohnungen, welche noch im Bau sind beworben. Ich werde auf jeden Fall dranbleiben und mich nicht entmutigen lassen.
In der Betreuungsgruppe tauschen wir uns auch aus. Oft sind es Alltagsfragen, welche uns beschäftigen oder Umgangsregeln. Ich bin Klient:innensprecher. Alle 3 Monate treffen sich alle Klient:innensprecher in den unterschiedlichen Standorten des Vereins. Manche gehen auch zu Fortbildungen. Es ist immer sehr interessant. Bei uns in der Gruppe soll es bald eine Wahl zum Klient:innensprecher geben. Hier wollen wir uns noch zu den Wahlregeln und den Ablauf erkundigen.
M.S.
BEW Pankow Schivelbeiner Str.
Foto: Archiv berliner STARThilfe e.V.